Sarstedt (jm). Der Name Waltraud Wagner sagt nur noch den älteren Sarstedter Ausdauersportlern etwas. „Waltraud hat damals immer mit uns Männern trainiert“, erinnert sich Helge Stetefeld, einer der Mit-Gründer des TKJ - Lauftreffs im Jahr 1972 und immer noch aktiver Senioren - Langstreckenläufer. Am 26. August 1978 hatte sie die 3000 m in 11:46,11 Min. zurückgelegt – und dieser Vereinsrekord galt 39 Jahre lang als „Rekord für die Ewigkeit“. Jedenfalls so lange, bis 2017 Janine Thürnau dem TKJ - Lauftreff beitrat. Sie verbesserte 2017 den Vereinsrekord aus einem Jahr, in dem sie noch nicht einmal geboren war, um 10 Sekunden auf 11:36,38 Minuten und steigerte sich im Vorjahr noch einmal auf 11:25,79 Minuten. An diesem Rekord hatten sich „ganze Generationen an Langstreckenläuferinnen des TKJ die Zähne ausgebissen“.

Eher zufällig kam Janine, inzwischen Altersklasse W 35, zum TKJ – Lauftreff. Sie war auch schon in den Vorjahren bei Wettkämpfen immer vorne dabei, hatte allerdings kein sonderliches Interesse, für einen Verein zu starten. Im Jahr 2017 allerdings wollte sie bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon starten. Dazu benötigte sie einen Startpass - und den bekommt nur ein Aktiver, der Mitglied in einem Verein ist. Durch ihren Kollegen Chris Linschmann, Aktiver und Trainer der TKJ – Leichtathletik - Abteilung, kam sie zum TKJ – Lauftreff.

Und dann wirbelte sie die Vereinsrekordliste gehörig durcheinander. Insgesamt 13 Vereinsrekorde in 3 ½ Jahren – das ist sensationell, zumal die Laufsaison 2020 wegen der Corona – Epidemie kaum stattfand, nahezu sämtliche Wettkämpfe fielen aus. Den Vereinsrekord über die 1500 m verbesserte sie gleich dreimal: über 5:26,37 min. und 5:25,82 Min. auf 5:23,50 Min. in diesem Jahr bei einem der wenigen Sportfeste. Den Rekord über die 5000 m auf der Bahn lief sie mit 19:58,03 Minuten, den über die 5 km im Straßenlauf verbesserte sie ebenfalls gleich zweimal: über 20:10,09 Min. auf 19:50 Min. Im 10 km-Straßenlauf „knackte“ sie die „Schallmauer“ von 40 Minuten deutlich mit 39:48 Min., auf der Bahn lief sie 42:38 Min. im Vorjahr und erzielte die neue Rekordzeit von 41:46 Min. im Jahr 2020. Im Stundenlauf legte sie in 60 Minuten 13881 Meter zurück, den Halbmarathon bewältigte sie in 1:32,50 Std. - beides ebenfalls Vereinsrekorde für die TKJ – Frauen. Also zwei Rekorde selbst in diesem „Corona- Jahr“. Man muss wirklich Ausdauersportler wie Janine Thürnau bewundern, die weiterhin konsequent trainieren, obwohl es Corona – bedingt für sie nur ganz wenige Möglichkeiten seit März 2020 gibt, den sportlichen Leistungsvergleich zu suchen. Bei zahlreichen Volks- und Straßenläufen unterbot sie ihre Zeiten zwar sogar, aber für die Bestenlisten dürfen nur die Ergebnisse von offiziell vermessenen Läufen aufgenommen werden. Zusammen mit Annett Gittermann und Waltraud Engelke taucht ihr Name zudem in der Vereinsrekordliste für das Team im Halbmarathon auf (5:20,11 Std.).

Janine Thürnau trainiert 4 – 5 Mal in der Woche, dabei eine Einheit Tempo-Training in Hannover bei Hannover 96.

Ebenso eher zufällig, wie sie zum TKJ - Lauftreff gekommen ist, hat sie auch das Laufen als Sport für sich entdeckt: „Irgendwie habe ich zu der Zeit einen insgesamt gesünderen Lebensstil eingeschlagen und wollte mich dann auch sportlich mehr betätigen. Laufen erschien mir da am einfachsten, weil man es immer und überall machen kann, ohne dass eine Anmeldung in einem Fitness-Studio nötig ist oder ich an Trainingszeiten gebunden bin.“ Die TKJlerin ist ohnehin immer gerne draußen unterwegs, wie sie betont. Und mag den Sport grundsätzlich, nicht nur das Laufen. Sie probiert auch gerne neue Sportarten: Surfen, Skateboarden etc. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Polizistin, aber wenn sie zur Arbeit fährt, bleibt das Auto in der Garage – sie fährt grundsätzlich mit dem Fahrrad zur Dienststelle. Im Prinzip geht sie auch noch einmal wöchentlich zum Schwimmtraining, aber das sei nun etwas schwieriger geworden unter Corona - Bedingungen, bedauert sie.

Wenn man so engagiert den Laufsport betreibt wie Janine Thürnau, dann sammelt man auch als relativ junge Frau bereits viele bleibende Eindrücke. Dazu gehören ein Treffen mit der Weltklasse-Läuferin Gesa-Felicitas Krause im Vorjahr beim „Internationalen Osterlauf“ in Paderborn oder ihre Teilnahme am Rostock-Marathon kurz nach ihrem Eintritt in den TKJ - Lauftreff im Jahr 2017. Denn Rostock ist ihre Heimat. Dort lief sie auch den TKJ – Vereinsrekord. Einen bleibenden Eindruck hat bei ihr aber auch der „Köhlbrand-Brücken-Lauf“ in Hamburg hinterlassen, an dem sie im Jahr 2016 teilgenommen hatte: „Es gab 3 Startzeiten und bei meinem Start hat es noch für Platz 3 der Frauen- und Platz 2 meiner damaligen Altersklasse W 30 gereicht. Es war irgendwie schön, über die Brücke zu laufen, und mir kamen dann auf dem Rückweg so viele Menschen entgegen, die den ersten Teil noch nicht geschafft hatten und die mir alle zugejubelt und geklatscht haben. Da hatte ich richtig eine Gänsehaut“.