50 Jahre Wanderabteilung im TKJ

Im Herbst 1974 öffnete Horst Kanne auf ein Klingeln die Haustür. Ein nicht allzu großer Mann fragte: „Sind Sie Horst Kanne? Haben Sie bei Fritz Thomas – damals der Erste Vorsitzende vom TKJ – nachgefragt, ob es bei uns eine Wanderabteilung gibt?“ Und ehe sich Horst Kanne versah, war er der Wanderwart in unserem Verein. Und ist es heute immer noch. Denn das war der Beginn von 50 Jahren Wandern im TKJ – ein Jubiläum, das über 40 Wanderer am 25. Oktober im Restaurant Stablefort am Golfplatz in Gleidingen gefeiert haben.

Wanderwart Horst Kanne begrüßte alle Gäste und hielt einen Rückblick: Die erste Wanderung am 5. Oktober 1974 ging in den Naturpark Vogler. 21 Wanderer erklommen trotz nasskaltem Wetter und Nieselregen den 460 Meter hohen Ebersnacken. Belohnt wurden sie mit einem fantastischen Fernblick – und wie der Sarstedter Kreisanzeiger damals schrieb – mit einem „röhrenden Hirsch im dichten Tann“. Der eigentlich eine Kuh gewesen ist, sehr zur Freude der mitgewanderten Personen.

Die Begeisterung am Mitwandern war groß. Schnell etablierten sich Halbtags- und Ganztagswanderungen; jeden Monat ein neues Ziel im Umkreis von Sarstedt. Hildesheimer Wald, Deister und Elm, Ith, Heide und Süntel – kaum ein Gebiet, das nicht erwandert worden ist. Das Durchforsten alter Unterlagen brachte die beeindruckende Zahl von 7.443 gelaufenen Kilometern bei rund 500 Wanderungen zu Tage. Würde man alle Hüttenwochenenden im Harz und Wanderurlaube, z. B. auf der Schwäbischen Alb oder an der Nordsee mitzählen, wären es noch weit mehr. Auch zog es die Wanderer bald über die Grenzen von Deutschland hinaus. Fernwanderungen im Elsass, in den Dolomiten oder auf Mallorca machten das Alltagshobby urlaubstauglich. Wie viele in den fünf Jahrzehnten dabei gewesen sind und ihre Wanderstiefel geschnürt haben, ist nicht mehr herauszufinden. 1975, bei einer Wanderung auf den „Achtermann“ im Harz, waren allein fast 100 Personen mit dabei.

Besonders war und ist auch noch heute, dass nicht der Wanderwart allein die Organisation der Touren übernimmt. Viele Wanderer beteiligen sich und führen ihre Wanderungen selbst. Heute, wo alles vorab im Internet recherchiert werden kann, kein großer Aufwand. Früher brauchte es eine gute Ortskenntnis, das Wissen, wie sich eine Wanderkarte lesen lässt oder auch ein Vorwandern, um sicher zu sein, dass die urige Waldschenke auch wirklich noch an Ort und Stelle ist für die geplante Einkehr nach 20 gewanderten Kilometern. Nichts ist schlimmer, als wenn der versprochene Imbiss mit einem kalten Getränk ausfallen muss.

Heute heißt Wandern gern mal Trekking oder Hiking. Die Ausrüstung von Jacken über Rucksäcke zu Wasserflaschen ist aus Hightech-Material und kommt aus dem Outdoor-Geschäft. Gleich geblieben ist der Wunsch, sich vom oft stressigen Alltag eine Auszeit zu nehmen. In die Natur zu gehen, sich zu bewegen und mit Gleichgesinnten die Landschaft zu erkunden.

Aus 50 Jahren Wandern lassen sich unzählige Geschichten erzählen. Viele werden auf der Jubiläumsveranstaltung aus dem Gedächtnis geholt, unter anderem von Gertraude Kemmler und Wolfgang Brückner vorgetragen.  

Alte Fotos sowie Zeitungsausschnitte und allerlei Zubehör helfen beim Erinnern. Aus Wanderern sind Freunde geworden. Viele kennen sich seit 50 Jahren. Gemeinsam sind die Kinder aufgewachsen, die bei eigenen Jugendwanderungen ebenfalls von „unterwegs sein“-Leidenschaft angesteckt worden sind. Mit einer „Ode an die Freude“ gespielt von Gerd Beckmann auf seiner Mundharmonika ließen alle die vielen Erinnerungen noch einmal an sich vorbeiziehen. Die stellvertretende Vorsitzende Marion Gruber überbrachte die herzlichsten Glückwünsche vom gesamten Vorstand zu diesem besonderen Ereignis. Und was auf keinen Fall fehlen durfte, war ein dickes Dankeschön an den Wanderwart Horst Kanne, welches Ilse Neumann im Namen aller Wanderer ausgesprochen und mit einem großen Blumenstrauß unterstrichen hat. 

Es heißt „Nur, wo man zu Fuß gewesen ist, war man richtig“. Wendet man dieses Motto auf unsere Wanderabteilung an, dann waren die Wanderer an sehr vielen Orten richtig. Und es geht natürlich weiter.

Horst Kanne

Wanderwart

 

 

 

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